Dienstag, 2. November 2010

Quartalsbericht

Quartalsbericht

In dem folgendem Bericht werde ich Ihnen genauer schildern, wie es mir in den ersten 3 Monaten hier bei meinem anderen Dienst im Ausland in La Paz, der Stadt des Regierungssitzes Boliviens ergangen ist und woraus genau meine Arbeit besteht.
Nach kurzer Eingewöhnungsphase in La Paz, in der Grundlegende Dinge wie Finanzen, Unterkunft und Sicherheit besprochen wurden und reichlich nützliche Informationen seitens unserer Betreuer Sebastian und Johanna über den bolivianischen Alltag übermittelt wurden, besuchten wir dann endlich die Projekte der Fundación um uns nach den Besuchen, für ein Projekt in dem wir dieses Jahr arbeiten werden entscheiden konnten.
Ich habe mich letztendlich für das Projekt „ Casa Esperanza“ entschieden. Die Entscheidung fiel mir relativ leicht. Zur Auswahl standen für mich die Projekte „ Casa de Paso acogida“, „ Trabajadores“ und eben das „Casa Esperanza“. Mir gefielen beziehungsweise gefallen immer noch alle 3 Projekte, da ich aber meiner Meinung nach hier in La Paz bin um Straßenkindern zu helfen und nicht um mit Erwachsenen Geld zu sparen, war das Projekt „ Trabajadores“ aus dem Rennen. Da mich die Führung und das Personal im Casa Esperanza mehr überzeugt hat als die des Casa de Paso, hab ich mich für das erstere entschieden und ich bereue meine Entscheidung keineswegs, ganz im Gegenteil, ich bin richtig froh darüber dort arbeiten zu können.
Im Casa Esperanza arbeite ich mit dem Engländer Timothy James Schwier, der mittlerweile zu einem richtig guten Freund geworden ist, acht Stunden täglich, manchmal auch etwas mehr, aber das macht ja nichts. Die Jungs die im Heim wohnen, die zwischen 6 und 18 Jahre alt sind haben uns zum größten Teil sehr herzlich und schön Empfangen, ebenso wie das Personal uns gut aufgenommen hat. Anfangs war es natürlich etwas schwer, die ganzen Namen von den immerhin über 50 Jungen zu lernen und alles auf sprachlicher Ebene zu verstehen, was mittlerweile aber kein Problem mehr ist. Im ersten Monat haben wir das Projekt erst mal richtig kennen gelernt, sprich die verschiedenen Bereiche besucht, bestehend aus „Apoyo escolar“, „Psycologia“, „Trabajo Social“ und dem „Medico“. Außerdem haben wir erst mal die Jungs richtig kennengelernt, viel mit ihnen geredet um Schritt für Schritt ihr Vertrauen zu gewinnen. Nach ca einem Monat sollten wir uns dann für einen Bereich entscheiden in dem wir uns etwas mehr einbringen möchten. Für mich war die Area Trabajo Social sehr interessant, in diesem Bereich geht es darum in Kontakt mit den Familienmitglieder der sich im Heim befindenden Jungen zu treten, Familien ausfindig zu machen und sich um eine eventuelle Resozialisierung des Beneficiarios in seine Familie zu kümmern. Da dieser Bereich aber stark durch Computerarbeit geprägt ist und dadurch kein großer Kontakt zu den Jungs herstellbar ist, welcher mir persönlich extrem wichtig ist, habe ich mich mit dem Coordinador, Don Martin dazu entschlossen, dass ich zum Beispiel bei den Familienbesuchen, die jedoch nur recht selten vorkommen, Trabajo Social unterstützen und begleiten werde. Ab und an verbringe ich zusammen mit Tim auch viel Zeit dort, um die Akten der Jungen zu lesen, um ihre Geschichte zu kennen, warum sie überhaupt im Heim sind und um ihre Verhaltensweise so vielleicht auch besser verstehen zu können. Manchmal ist es schon extrem hart und erschreckend was einigen Jungen zugefügt wurde, sexuelle , physische und psychische Misshandlungen haben fast alle Jungs erlitten. Außerdem unterstütze ich nun Susanna, die Ärztin. Meine Aufgabe besteht darin, sie dabei zu unterstützen die Jungs in das Krankenhaus Arco Iris, dem Arzt oder Zahnarzt im Casa de Paso, zur Physiotherapie oder zum Kieferorthopäden zu begleiten. Außerdem begleiten Tim und ich nach dem Mittagessen regelmäßig einige Jungen, die oft verspätet sind, in Spielehallen flüchten oder erst gar nicht zur Schule gehen und einige versuchen dann, sich durch betteln auf der Straße ein paar Bolivianos dazu zu verdienen. Manchmal sitzt man auch nur mit den Jungs zusammen, redet mit ihnen, hat für sie ein offenes Ohr, umarmt sie und nicht selten schlafen die kleineren auch auf meinem Schoß ein, was wirklich ein schönes Gefühl ist wenn man merkt, wie sehr sie mich schon mögen und mir Vertrauen.
Mit dem Personal im Casa Esperanza verstehe ich mich auch bestens, besonders mit den Lehrern Jhonny und Justo, mit denen man immer Spaß haben kann und viel zusammen, auch mit den Jungs lachen kann. Nicht selten geht der Großteil des Personals nach der Arbeit zusammen essen, was unser Arbeitsverhältnis natürlich noch weiter stärkt und man lernt die Menschen und ihre Mentalität mit denen man arbeitet auch außerhalb des Projektes näher kennen.

Das Leben in unserer Wohngemeinschaft läuft soweit auch ganz gut, natürlich gibt es öfters Disparitäten die dann aber recht schnell und einvernehmlich beseitigt werden. Im Voluntärshaus welches sich im Viertel Alto Obrajes befindet, wohne ich derzeit mit meinem guten Freund Niko in einem netten Zweierzimmer. Je nach Gesundheitszustand meines Zimmerkollegens kommt es oft vor, dass ich durch sein penetrantes Schnarchen nicht zum Schlaf komme und so des Öfteren in ein Nebenzimmer ausweichen muss um so schlafen zu können um fit für den nächsten Tag zu sein. Mit einigen Voluntären verstehe ich mich schon richtig gut. Marius, Niko, Tim, Anna und Su sind hier in La Paz schon zu richtig guten Freunden geworden, die sich um einen kümmern wenn es einem schlecht geht und auch so immer ein offenes Ohr für einen haben.
Es ist wirklich erstaunlich wie schnell die Zeit hier in diesem wunderschönen Land Bolivien vorüber geht. Ich kann es immer noch kaum glauben, dass ich schon über drei Monate hier bin und gerade dabei bin meinen ersten Quartalsbericht zu schreiben. Die Zeit vergeht einfach wie im Flug, dass muss wohl daran liegen, dass es mir hier so unglaublich gut gefällt. Man kommt aber auch einfach zu fast nichts, nach der Arbeit müssen noch Einkäufe getätigt werden, man isst was, hat noch Spanisch Unterricht, geht ins Fitnessstudio, kommt nach Hause und redet mit anderen Voluntären und dann ist es schon ziemlich schnell ziemlich spät und geht ins Bett. Nichts desto Trotz freue ich mich immer wieder auf den bevorstehenden Tag und ich bin richtig Glücklich hier meinen Zivildienst ableisten zu können, noch einmal ein riesengroßes Dankeschön dafür!
Auch wenn die Arbeit oft nervenaufreibend ist, mache ich sie extrem gerne und ich habe die Jungs im Projekt bereits sehr lieb gewonnen und ich glaube sie mich bereits auch. Die ersten drei Monate hier in La Paz waren wunderschön und ich habe bereits viel gelernt, in vieler Hinsicht. Ich freue mich schon auf die bevorstehende Zeit und hoffe, dass es mir weiterhin so gut ergeht wie bisher.

Liebe Grüße aus La Paz nach Deutschland,
euer Lukas

1 Kommentar:

  1. Hallo Lukas!
    Das freut mich richtig, dass es dir dort sooo gut geht. man merkt wirklich, dass dir die Jungens schon ans Herz gewachsen sind!
    Pass weiterhin auf dich auf und vielleicht klappts ja nochmal mit dem Skypen,
    Liebe Grüße aus Barcelona,
    un besito Ann-Sophie

    AntwortenLöschen